Es hatte sehr viel geregnet. Der Nil war extrem voll und da Sonntag war, wurde auch kein Wasser zum Kraftwerk umgeleitet. Am späten Nachmittag hatten wir noch die Möglichkeit am „Masqal“ -Fest (Auffindung des Heiligen Kreuzes) teilzunehmen bzw. dabei zu sein. Dank Mesay kamen wir auch ganz dicht an das eigentliche Geschehen heran.
Es war eine ganz tolle und mitreissende Atmosphäre. Am nächsten Tag ging es dann nach Gondar mit den entsprechenden Besichtigungen und den Tag darauf in die grandiose Bergwelt der Simien -Mountains. Schon allein die Fahrt in diese Region ist spektakulär und wir machten immer wieder Zwischenstopps um die Aussicht zu geniessen. Im Simien Mountain N.P. unternahmen wir dann auch eine Wanderung und konnten die Dshedala -Baboons beobachten.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir gut 11 Stunden bis Axum. Allerdings hatten wir einen unfreiwilligen Zwischenhalt unterwegs, da an der serpentinenreichen Strasse gebaut wurde. Eigentlich dachten wir ja die Strassen im Süden des Landes sind in schlechten Zustand, aber der Norden war noch weit katastrophaler. Jedoch hat unser Fahrer alle Strecken mit Bravour gemeistert. Kurz vor Axum passierten wir noch ein riesiges Flüchtlingslager mit Flüchtlingen aus Eritrea. Am Strassenrand waren ebenfalls noch Überreste alter Panzer zu sehen, von den Kämpfen vor etlichen Jahren. Nach der Besichtigung von Axum fuhren wir zum Abendessen zum „AB Traditionell Restaurant“. Ein äusserst empfehlenswertes Restaurant mit -wie der Name schon sagt traditionellem Äthiopischen Essen. Man muss dazu sagen, dass die meisten Restaurants in den Hotels, in welchen wir gegessen haben, sich wirklich Mühe gaben, uns mit Essen nach „European Style“ zu verwöhnen. Jedoch hatten wir eigentlich noch viel öfter Lust auf traditionelles Essen, was wir je nach Möglichkeit auch nutzten. Wir hatten während der gesamten Reise keine nennenswerten gesundheitlichen Probleme. Nach Axum flogen wir dann nach Lalibela. Hier haben wir dann in zwei Tagen einen Teil der Felsenkirchen besichtigt. Es ist schon beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass die Kirchen im 12./13. Jh. geschaffen worden sind. Aus Flöhen sollte man sich allerdings nicht allzu viel machen. Die Kirchen sind mit dicken Teppichen ausgelegt und da scheinen sich die kleinen Tierchen zu tummeln. Auf der weiteren Reise in den Süden hat man auch hier und da noch mit einigen Flöhen zu kämpfen. Die Reise ging weiter, wieder per Flugzeug, zurück nach Addis Abeba. Am Nachmittag unternahmen wir noch eine kleine Besichtigungstour in der Stadt. Am Abend gingen wir ins „Habesha“ -Restaurant (wieder Äthiop. Küche und auch sehr empfehlenswert) mit ausgezeichnetem Essen und Live-Music. Gegen 7.00 Uhr früh des nächsten Tages begann unsere Reise in den Süden des Landes. Hier fuhren wir mit zwei Toyota Landcruiser durch eine landschaftlich schöne Gegend in Richtung Arba Minch. Die Reise in den Süden war natürlich der komplette Gegensatz zu den Erlebnissen im Norden. Hier im Süden des Landes besuchten wir die verschiedenen Volksgruppen, welche in dem Gebiet südlich von Arba Minch, Jinka, Mago N.P. bis Turmi leben. Wir hatten die Möglichkeit ihre Hätten anzusehen und diese zu betreten und erhielte so einen kleinen Einblick in die jeweiligen Wohn-und Lebensverhältnisse. Dies war vielfach auch ein emotional sehr bewegender Moment. Wir besuchten die Volksgruppen der Hadiya, Konso, Mursi, Benna, Hamer, Kara ……. Zwei Höhepunkte -um nur diese zwei zu nennen -waren der Besuch bei den Mursi und das Bulljumping-Ritual bei den Kara. Nachfolgend einige Eindrücke aus dem Süden. Konso -Mädchen bei den Tsamai Mursi -Frau
Bulljumping -Ritual in einer Dorze -Hütte
Wie gesagt die Rundreise durch den Süden war schon etwas ganz besonderes. Die Frage ist nur, wie lange sich das in der Art noch durchführen lässt und wie die Volksgruppen darauf reagieren. Gerade bei den Mursi war das extrem zu beobachten. Hier herrscht ja zeitweise ein wahrer Touristenansturm. Und dann ist es üblich für jedes Bild und jede Person ein paar Birr zu geben. Das Geld wird dann, wie man uns sagte, zu einem grossen Teil bei Jung und Alt in Alkohol umgesetzt! Unserer Meinung nach wäre hier ein Umdenken, gerade der vor Ort tätigen Reiseveranstalter, notwendig. Z.B. könnte eine Begrenzung der Besucher je Dorf (nur 2-3 Fahrzeuge mit nicht mehr als 6 Touristen) schon etwas bringen. Oder? Ausserdem könnte man dazu übergehen kein Geld mehr zu verteilen sondern Lebensmittel oder was sonst so tagtäglich gebraucht wird. Im Verlauf der Rundreise haben wir auch noch einige Nationalparks besucht. Den Mago N.P. und den Abiata-Shala N.P. eigentlich nur als Durchfahrt. Im Nechisar N.P. machten wir eine richtige Morgenpirschfahrt und sahen auch ein paar Zebras, Trappen….. Am Nachmittag unternahmen wir noch bei starkem Wind eine Bootsfahrt auf dem sehr aufgewühlten Chamo-See, um nach Krokodilen, Hippos und Pelikanen Ausschau zu halten. Bei den Nationalparks sollte man in Bezug auf Tierreichtum bzw. Tierbeobachtungsmöglichkeiten nicht allzu viel erwarten. Es ist kein Vergleich zu den Nationalparks im südlichen und östlichen Afrika. Hier in Ãthiopien steht dann mehr die landschaftliche Schönheit im Vordergrund. Zum Schluss sei noch erwähnt das alle Hotels, in denen wir während der Rundreise untergebracht waren, sauber und ordentlich ausgestattet waren. Das beste Hotel der Reise war das „Swaynes Hotel“ in Arba Minch. Es war eine faszinierende Reise, unsere erste Ãthiopienreise, aber definitiv nicht unsere Letzte. Wir bedanken uns für die Organisation bei Horizont Tours, dem regionalen Touroperator „Greenland Tours“ und natürlich speziell bei unserem Guide Mesay. Mesay hat sich ausgezeichnet um uns gekümmert. Ohne ihn wäre auch der Kontakt zu den einzelnen Leuten in den besuchten Dörfern nicht so intensiv ausgefallen.
Ulrike und Kai-Erik O. Sangerhausen, Dezember 2010